Die KAS-Studie

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine Studie herausgegeben mit dem Titel: „Wachstum und Klimaschutz vereinen„.

Hier nun kritische Bemerkungen zu dieser Studie, verfasst im Dezember 2025 von Peter Würdig.
Wachstum und Klimaschutz vereinen, das will die Union, das zumindest sagt eine Studie, die im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) herausgegeben worden ist (Quelle: https://www.kas.de/de/einzeltitel/-/content/wachstum-und-klimaschutz-vereinen ) Da die Unions-Parteien zur Zeit in der Wählergunst vorn liegen und so zu erwarten ist, dass diese die kommende Regierung anführen werden, lohnt es sich, sich mit dem in dieser Studie niedergelegten Gedankengut kritisch auseinanderzusetzen. Hier werden also Zielvorstellungen einer kommenden Bundesregierung skizziert, die sich in der praktischen Situation möglicherweise immer noch ändern können.
Es ist ein Schriftstück von 109 Seiten und immerhin auch noch 210 Quellenangaben, man kann sich natürlich fragen, ob das alles nicht auch noch deutlich kompakter hätte ausgedrückt werden können. Hier werde ich mich auf wesentliche Aussagen beschränken müssen, mehr lohnt sich auch nicht, denn der überwiegende Eindruck zeigt, wir sind ja jetzt gerade in der Vor-Weihnachtszeit, und da ist es ein beliebter Brauch, eine Wunschliste für kommende Gaben aufzustellen, die, wie das bei Kindern auch manchmal ist, mit der Realität der Möglichkeiten wenig zu tun hat. Eine Organisation einer politischen Partei sollte sich allerdings doch sehr konkret an den Realitäten im Lande orientieren statt, wie das auch bei Wahlkämpfen häufig vorkommt, ansprechende Visionen zu verkünden, von denen man weiß, dass diese am Ende nie und nimmer erfüllt werden können. Auch der Titel der Studie stellt ja schon einen frommen Wunsch dar, denn in der jetzigen Situation erleben wir ja gerade eine Phase, die, vorsichtig ausgedrückt, das Gegenteil von Wachstum erreicht, und dieses auf Grund von Bemühungen, die den Schutz des Klimas im Sinn hat oder das zumindest vorgibt. In der Studie ergibt sich allerdings der Eindruck, dass den Autoren der sog. „Klimaschutz“ wichtiger ist und dafür wenn notwendig auch Wachstum geopfert werden muss.


Unter „Klimaschutz“ verstehen die Autoren wie das die im Moment auch landläufige Meinung ist, dass man in der Wirtschafts- und vor allem Energiepolitik Verfahren mit der Verwertung von fossilen Rohstoffen einschränken oder ganz auf null reduzieren soll. Die Frage, ob das überhaupt einen Sinn macht, wird im ganzen Papier nicht gestellt. Die sog. „Klimaziele“ werden wie eine Mantra vor sich hergetragen, als wären sie göttlichen Ursprungs und nicht eine rein politische Entscheidung. In dem Zusammenhang muss man sich fragen, diese drei Autoren (und ihr Umfeld) sind doch mal zur Schule gegangen, und zum üblichen Lernstoff etwa des siebenten Schuljahres gehört die Photosynthese, mit dieser wird mit Hilfe des Sonnenlichts das in der Atmosphäre vorhandene CO2 in die Grundstoffe von Pflanzen verwandelt, und dieser Prozess ist damit die Voraussetzung auch für das Leben von Tieren und Menschen auf dieser Erde. Dann muss man doch mindestens die Frage stellen, wie viel CO2 brauchen wir mindestens, um das Leben auf der Erde gerade noch zu erhalten. Man schätzt, dass dieser Mindestwert bei 150 ppm (also 0,015 %) liegt, den ganz genauen Wert kennt man nicht, da unserer Erde diese Art von Selbstmord bisher erspart geblieben ist, aber am Ende der sog. „kleinen Eiszeit“ (little ice age, LIA) waren wir mit 270 ppm von diesem Wert nicht sehr weit weg, während in früheren erdgeschichtlichen Zeiten die Konzentration von CO2 sehr viel höher war als heute, was Flora und Fauna der damaligen Zeit gut getan hat. Nun haben wir heute einen bescheidenen Anstieg der Konzentration von CO2 auf etwa 400 ppm (der Wert schwankt etwas mit dem Wechsel der Jahreszeiten), und dieser Anstieg hat zu einem Ergrünen der Erde geführt, Wüstengebiete sind spürbar zurückgedrängt, was duch Beobachtung über Satelliten gut dokumentiert ist. Da stellt sich die Frage, brauchen wir unbedingt mehr Wüstenflächen auf der Erde, oder sollten wir nicht über das Ergrünen doch eher glücklich sein ? Und wenn ein höherer Anteil von CO2 in der Atmosphäre das Pflanzenwachstum begünstigt und damit auch die Welternährung fördert, haben wir nun schon eine optimale Konzentration von CO2 oder wäre nicht etwas mehr noch deutlich besser ? Diese so notwendige Frage wird im Papier der KAS überhaupt nicht angesprochen.
Die Studie versteigt sich weiter zu der Aussage: „Klimawandel zählt zu den bedeutendsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.“ Das ist nun völlig falsch. Klimawandel ist der Normalzustand auf unserer Erde, Zeiten ohne Klimawandel hat es nie gegeben (und diese kann man auch nicht fordern). Durch den Fortschritt in Technologie und Naturwissenschaften waren die Chancen, den Herausforderungen des Klimawandels erfolgreich zu begegnen, noch nie so gut wie heute.


Wenden wir uns nun dem anderen Punkt der Studie zu, dem Wachstum, oder zumindest dem Erhalt unserer Wirtschaft auf hohem Niveau, das wäre ja schon mal etwas, denn wenn es der Wirtschaft wirklich gut geht, dann muss sie ja nicht unaufhörlich immer noch weiter wachsen. Die tatsächliche Entwicklung, die wir gerade erleben, ist ja eine andere, seit einigen Jahren wandern wichtige Teile der Industrie aus Deutschland ab, und auch große Teile des Mittelstandes investieren lieber im Ausland als in Deutschland. Der entscheidende Grund dafür sind die ständig steigenden Preise für Energie, und da Energie für alle Bereiche des Wirtschaftslebens eine unersetzliche Grundlage ist, sind im Laufe der Jahre weite Teile der Industrie immer weniger wettbewerbsfähig geworden, damit war die Abwanderung eine zwingende Folge, wir erleben also eine Deindustrialisierung mit der Folge von Einschnitten im Wohlstand der Bevölkerung und am Ende der Gefahr sozialer Unruhen. Diese Entwicklung ist eine Folge der deutschen Energiepolitik, beginnend mit dem EEG (Erneuerbaren-Energie-Gesetz) im Jahre 2000 und in der Folge dem Atom-Ausstieg und dem Kohleausstieg, beschlossen in der Kanzlerschaft von Angela Merkel. Diese Maßnahmen werden begründet und als kompromisslos dargestellt mit der Forderung nach dem Klimaschutz. Wenn es also gelingt, wie es diese Studie darstellt, Wachstum und Klimaschutz zu vereinen, und es eben nicht so ist, wie wir das gerade erleben, dass das eine das andere ausschließt, so wäre das der Königsweg. Wie das nun wirklich gehen soll, das wollen wir uns jetzt dann auch mal ansehen.
„Eine wirksame Klimapolitik gelingt mithilfe geeigneter Rahmenbedingungen, insbesondere einer konsequente CO2-Bepreisung“. Die „konsequente CO2-Bepreisung“ bedeutet zunächst mal eine Erhöhung der Steuern auf Energie, zumindest soweit diese auf fossiler Basis hergestellt wird. Damit wird Energie erst einmal deutlich teurer, denn wenn es die Möglichkeit gäbe, Energie zum gleichen Preis auch ohne CO2 bereitzustellen, dann würde das von ganz alleine im Markt geschehen, dann bräuchte man eine weitere Verteuerung nicht. Nun gibt es diese CO2-freie Bereitstellung von Energie tatsächlich, das wäre die Kernenergie (fälschlich als „Atomenergie“ bezeichnet), und in der Studie äußert man sich dazu an einigen Stellen.
„Für Deutschland bedeutet der Ausstieg aus der Atomkraft und der Kohleverstromung, dass eine möglichst kostengünstige Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien, (langfristig mit Wasserstoff betriebenen) Gaskraftwerken, Speichern und Flexibilitäten erreicht werden muss.“ Also, eine „möglichst kostengünstige Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien“ muss (!) erreicht werden, aber wie das tatsächlich erreicht werden kann, dazu fehlt in der Studie jeder konkrete Hinweis. Tatsächlich ist es ja bis jetzt so, dass die „ Stromversorgung auf der Basis von erneuerbaren Energien“ den Preis für Energie massiv verteuert hat, und da die grünen Parteien (also einschließlich CDU) eine Änderung der Strategie nicht erkennen lassen, ist eine weitere Verteuerung und damit die Fortsetzung der Deindustrialisierung zu erwarten.

An anderer Stelle der Studie heißt es: „Einige setzen weiter auf die Atomkraft, andere lehnen diese ab und sind damit in großem Umfang auf wasserstofffähige Gaskraftwerke und Batteriespeicher angewiesen, wenn Wasserkraft nicht in ausreichendem Umfang verfügbar ist.“ Zu den „anderen“, die diese (die Atomkraft) ablehnen, gehört Deutschland, und wenn man wirklich das, was hier als „Klimaschutz“ definiert ist, erreichen will, dann wäre Deutschland „in großem Umfang auf wasserstofffähige Gaskraftwerke und Batteriespeicher angewiesen“. Nun gibt es in Deutschland auch nach über 20 Jahren einer massiven Subventionierung der EE-Anlagen weder wasserstofffähige Gaskraftwerke noch Batteriespeicher in nennenswertem Umfang, und wie die dazu notwendigen immensen Kosten aufgebracht werden sollen, wird nicht verraten, und dass man mit solch einem Programm auch noch Wirtschaftswachstum erreichen kann statt weiteren Niederganges, das kann man auch nicht ernsthaft erwarten.
Wie soll es denn nun wirklich gehen ? Dazu äußert die Studie: „Der Schlüssel für die Verbindung von Wachstum und Klimaschutz sind Innovationen und der technologische Fortschritt.“ Das ist zwar nicht ganz falsch, hat aber wieder den Charakter eines Wunschzettels zur Weihnachtszeit. Welche Innovationen (Erfindungen) sollen das denn sein, die plötzlich vom Himmel herunterfallen, rechtzeitig vor dem nächsten Wahlkampf ? Erfindungen, die das Weltbild der Physik revolutionieren, kommen nicht im Stundentakt und nicht auf Bestellung. Technologischer Fortschritt ist natürlich immer sinnvoll, aber, in den meisten Gebieten der Technik ist die Entwicklung weitgehend ausgereizt und die tatsächlich noch erreichbaren Fortschritte sind bescheiden, diese sind daher keinesfalls in der Lage, eine Situation, bei der die Forderungen nach Klimaschutz zu einer desaströsen wirtschaftlichen Entwicklung geführt haben, diese Entwicklung total umzukehren. Das ist also im Grunde nur das Eingeständnis, dass die Energiewende ohne eine neue gravierende Entdeckung nicht in eine wirtschaftlich fortschrittliche Bahn gebracht werden kann.
Weiter fordert die Studie: „Begrenzte staatliche Förderung zur Sicherstellung einer bezahlbaren Energieversorgung sowie der Versorgungssicherheit“. Also, eine bezahlbare und sichere Energieversorgung ist eine wesentliche Grundlage für einen Industriestaat, das wollen wir also haben, aber, wenn die wichtigen politischen Entscheidungen, also der Atom-Ausstieg und der Kohle-Ausstieg dazu geführt haben, dass das elektrische System unsicherer geworden ist mit der Gefahr eines Blackouts und die Kosten auf ein mehrfaches gestiegen sind, dann kann man nicht hoffen, diese Fehler durch Zuschütten mit großen Mengen von Geld auszugleichen, der Staat hat kein Geld, es sei denn, er nimmt es vorher oder später den Bürgern ab. Zu fordern ist also, dass man an die Ursachen der Teuerung herangeht, diese stattdessen durch weitere Subventionen auszugleichen ist hoffnungslos.
Die Autoren dieser Studie leben wohl in einer Traum-Welt und haben die Realitäten unserer Welt völlig aus dem Blick verloren. So formuliert man da: „Um die Klimaziele zu erreichen, muss es gelingen, zu erwartendes Wachstum – aufgrund des großen Bevölkerungsanteils vor allem in Asien und Afrika – auf Basis klimafreundlicher Technologien zu realisieren und dabei möglichst den heutigen Stand der Technik zu überspringen („Leapfrogging“)“. Große Teile der Bevölkerung in Asien und Afrika leben in Armut und müssen deswegen auch mit einem sehr bescheidenen Energieverbrauch auskommen. Diese Bevölkerungen können nur große Anstrengungen machen, ihre Situation zu verbessern und schrittweise wenigstens Teile einer modernen Wirtschaft und Technik in ihren Ländern zu entwickeln, dass sie dabei so tüchtig sein können, dass sie den jetzigen Lebensstandard und die zugehörige Technik in den westlichen Staaten noch überspringen können („Leapfrogging“) ist weit außerhalb jeder Realität. Vorstellungen dieser Art sind eher eine Verhöhnung der Lebenssituation dieser Menschen.
Immerhin wagt sich die Studie auch, mal über die Kosten der Energieversorgung zu sprechen, und sie zitiert dazu eine Veröffentlichung der Fraunhofer-Gesellschaft: „Aktuelle Abschätzungen der Stromgestehungskosten, also der Kosten für die Errichtung und den Betrieb eines Kraftwerks im Verhältnis zur Stromerzeugungsmenge über seine gesamte Lebensdauer, liegen für Deutschland im Jahr 2045 bei 3,1 bis 5,0 ct/kWh für PV und 3,9 bis 8,3 ct/kWh für Wind an Land.“ Solche Aussagen sind aber höchst fragwürdig, denn Prognosen über Kosten für einen Zeitraum von über 20 Jahren gehören ins Märchenbuch, mit den politischen Notwendigkeiten, die wir heute zu bewältigen haben, hat das nichts zu tun. Außerdem macht man einen Fehler, der heute in der Propaganda fast üblich ist, man nennt die Kosten für wetterabhängigen Wackelstrom, die Kosten für die notwendige Speicherung bzw. den laufenden Ausgleich der Produktionsschwankungen sind da offensichtlich nicht enthalten.


Die Studie räumt ein, dass es nachts dunkel ist und der Wind auch nur weht, wenn er will und nicht wenn er soll. „Weltweit werden verschiedene Technologien komplementär zu den Erneuerbaren eingesetzt werden, um die Versorgungslücken zu füllen …“, und weiter wird ganz richtig festgestellt: „Es ist wichtig zu realisieren, dass diese Technologien oftmals einen größeren Anteil an den resultierenden Gestehungskosten haben werden als die erneuerbaren Energien selbst.“ Nun, mit dem „weltweiten“ Einsatz dieser Technologien ist es nicht weit her, auch nach über 20 Jahren einer üppigen Subventionierung gibt es in Deutschland nicht eine einzige Windkraftanlage oder eine größere PV-Anlage, die ein Speichersystem hat, das elektrische Energie im 24/7 Rhythmus für das ganze Jahr zuverlässig zur Verfügung stellen kann. Man hat drei Versuche gemacht, eine Insel komplett mit erneuerbaren Energien zu versorgen, das war die Insel Utsira (Norwegen) im Jahr 2004, die Insel Pellworm (Deutschland), 2014, und die Insel el Hierro in Spanien, alle diese Versuche wurden nach wenigen Jahren wegen der Kosten und wegen technischer Probleme wieder aufgegeben. Wenn also für die notwendige Speicherung schon so erhebliche Kosten aufgebracht werden müssen, dann kann man nicht hoffen, dass damit bald auch Wachstum der Wirtschaft erreicht werden kann.
Mit welchen Kosten muss man denn nun wirklich rechnen ? Die Fraunhofer-Gesellschaft erwartet für Wind an Land im Mittel 6 ct/kWh, und wie die Studie der KAS richtig sagt, muss man für die Speicherung mit deutlich höheren Kosten rechnen, wir unterstellen mal vorsichtig 12 ct/kWh, das führt dann zu einem Wert von 18 ct/kWh. Die Kernkraftwerke, die voll abgeschrieben waren und auf Beschluss der Merkel-Regierung abgeschaltet worden sind, hatten die kWh mit 2,5 Ct abgerechnet, das bedeutet, dass die Maßnahmen zum Klimaschutz, also die Energiewende, den Strompreis um den Faktor sieben erhöht hat. Wie man unter diesen Bedingungen dann noch zu Wirtschaftswachstum kommen kann erschließt sich mir nicht.
Nun kommt in dieser Studie natürlich auch das Thema Wasserstoff zur Sprache. So heißt es: „Die Bundesregierung setzt mit ihren Wasserstoffstrategien und weiteren wirtschaftspolitischen Maßnahmen darauf, die energieintensive Produktion zum Teil im Land zu halten.“ Das ist schon das Eingeständnis einer Kapitulation, denn die energieintensive Produktion soll nur „ zum Teil im Land zu halten“ sein, ein Teil dieser Produktion (welcher Teil ?) wird aufgegeben, und wenn Teile unserer Produktion nach wie vor in das Ausland abwandern müssen, dann kann man eigentlich Wachstum der Wirtschaft nicht erwarten.


Die Studie unterstellt zu Recht, was sonst auch die allgemeine Meinung ist, dass die benötigten Mengen an Wasserstoff (das muss dann natürlich „grüner Wasserstoff“ sein) nicht in Deutschland allein hergestellt werden können. Dazu heißt es dann: „Es wird angestrebt, klimafreundlichen Wasserstoff und Wasserstoffderivate wie Methanol, Ammoniak und Naphta zu importieren, um die Produktion energieintensiver Güter teilweise im Land aufrecht zu erhalten.“ Auch hier das Eingeständnis, dass energieintensiver Güter nur noch teilweise in Deutschland selbst produziert werden können. Die Situation ist aber noch dramatischer, wie die Studie einräumt: „Gelingt der Import von Wasserstoffderivaten nicht in ausreichender Menge, so ist mit einer Verlagerung der Produktionsstätten an Standorte außerhalb der EU zu rechnen.“ Die Deindustrialisierung betrifft dann nicht nur Deutschland, sondern auch weitere Bereiche der EU.
Von wo soll denn nun der Import erfolgen ? Auch dazu äußert sich die Studie: „Darunter sind Demokratien wie Chile, Kolumbien und Brasilien oder auch (teils demokratische) afrikanische Staaten. Es dürfte im Interesse der EU sein, diese Länder – auch im Rahmen eines umfangreichen finanziellen Engagements – in die Lage zu versetzen, frühzeitig in den globalen Handel klimafreundlichen Wasserstoffs einzusteigen.“ Das heißt konkret, Deutschland soll erst mal größere Mengen an Geld aufbringen, um in diesen Ländern eine Industrie aufzubauen, die dann Wasserstoff liefern kann. Ob diese Länder überhaupt bereit sind, größere Flächen der Nutzung für die Produktion von Lebensmitteln zu entziehen, danach fragt die Studie nicht, und welchen Preis wir am Ende aufbringen müssen, bis Wasserstoff dann bei uns entladen werden kann, das erfährt man auch nicht.

In einer Schlussbetrachtung muss man feststellen, dass die beiden Bereiche, die den Titel der Studie ausmachen, nämlich „Wachstum“ und „Klimaschutz“ sehr unterschiedlich gewichtet werden. Es werden viele Ideen aufgezeigt, wie man mit noch mehr Geld die Wirtschaft noch weiter „defossilieren“ kann, also die Verwendung von fossilen Stoffen für die Bereitstellung von Energie weiter zurückdrängen kann, so etwas nennt man bekanntlich Klimaschutz, und ob diese Bemühungen uns auf Dauer besseres Wetter bringen werden und das dann diesen Preis wert ist, wird nicht betrachtet. Für das andere Ziel der Studie, Wachstum (der Wirtschaft), gibt es keine konkreten Angaben, es wird nur gesagt (wörtlich), dass eine „möglichst kostengünstige Stromversorgung … erreicht werden muss“. Was heißt hier „muss“ ? Man kann doch nicht im Ernst hoffen, dass durch stramme politische Vorgaben technologische Gegebenheiten und physikalische Gesetze aufgehoben werden können, von daher bewegt sich die Studie hier in frommem Wunschdenken und außerhalb einer Verantwortlichkeit, die man von einer politischen Partei erwarten muss.


Die Autoren der Studie ahnen wohl auch selbst, dass die Vereinigung von Wachstum und Klimaschutz wohl doch nicht gelingt und die Sache am Ende nicht so gut ausgeht. So äußert man: „Eine schrumpfende Wirtschaft könnte die Finanzierung von Renten, der Gesundheitsversorgung und anderen Leistungen des Sozialstaats deutlich herausfordernder machen.“ Und an anderer Stelle: „Viele Menschen machen sich zurecht Sorgen über finanzielle Härten, die die Transformation für sie mit sich bringt. Die CO2-Bepreisung erhöht die Lebenshaltungskosten.“ Damit ist die Studie in diesen Fragen zumindest ehrlich, die politische Agenda der Union bedeutet weitere Einschränkungen im Lebensstandard und deutliche Herausforderungen des Sozialstaats, und wer sich mit der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung befasst hat, kann am Ende nicht sagen, dass er das nicht gewusst hat.